Zur Homepage Ab Ende Bilderbuch unserer Tour zur Zugspitze am 17.08.2002
Aufstieg über das Reintal

Ab Auf Anfang Samstag, 17. August 2002 - Der Tag der Entscheidung

Da ist man nun ein echter Werdenfelser und war noch nie auf der Zugspitze ... ?!!! Oft dauert es Jahre Jahrzehnte, bis vermeintlich unumstössliche Tatsachen der Vergangenheit angehören.

Teilnehmer der Erstbesteigung: Meine frühere Arbeitskollegin Helga mit Sohn Julian und meine Wendigkeit.


Chronologie der Besteigung
Uhrzeit Höhe Ort
4:05 740m Partnachklamm
6:00-6:10   Bockhütte
7:20   Partnachfall
7:50-8:20 1366m Reintalangerhütte
10:35-11:40 2051m Knorrhütte
13:30-14:05 2600m Platt unter dem Schneefernerhaus (2650m)
15:30 2964m (Dach?) Münchner Haus
15:40 2962m Gipfelkreuz
16:45   Letzte Seilbahn zum Platt
17:00   Letzte Zahnradbahn nach Grainau


Ab Auf Anfang 6:00 - 6:15 Bockhütte

Bockhütte by night
Sonnenaufgang im Reintal
Erfreulicherweise können wir uns etwas Zeit sparen, da wir bis zum Eingang der Partnachklamm hochgefahren werden - Eintritt zu dieser Tageszeit noch frei. Leider lässt uns der Mond im Stich, sodass für die erste Wegstrecke Taschenlampen erforderlich sind. Die Klamm bei Nacht werden wir wohl nie vergessen. Stöcke nach oben, um vor zu niedrigen Felsdurchgängen gewarnt zu werden, kommen wir rasch voran. Nur Julian streift einmal (ohne Folgen) mit dem Kopf die Tunneldecke. Kurz nach 5 Uhr können die Lampen dann verstaut werden. Der Partnach folgend geht es durch das enge Tal zunächst sanft aufwärts gen Süden, um später in rechtem Winkel nach Westen in das Reintal einzubiegen. Geradeaus käme man in das insbesondere von Kletterern sehr geschätzte Oberreintal. Um die Nachtruhe in der Bockhütte nicht zu stören, erfolgt unsere erste Rast in einigen Metern Abstand. Mittlerweile erstrahlen die ersten Gipfel im Morgenrot.


Ab Auf Anfang 7:20 Partnachfall

Partnachfall
Es wird wärmer, und auch der innere Motor produziert in streckenweise etwas steilerem Gelände mehr Abwärme, sodass an der Blauen Gumpe das Beinkleid um den Unterschenkelanteil gekürzt wird. Wenig später passieren wir den Partnachfall.

In satten Kontrasten erstrahlt die grandiose Landschaft, die Partnach, welche das unten noch sehr enge Tal schuf, gletscherblau durch das mitgeführte Sediment. Links erhebt sich die Wetterstein-Hauptkette, rechts der Jubiläumsgrat.
Die Partnach



Ab Auf Anfang 7:50 - 8:20 Reintalangerhütte

Reintalangerhütte - letzte Rast vor dem Anstieg
Hier ist der Rummel schon voll in Gang. Helga stattet dem berühmten Wirt einen längeren Besuch ab, während uns die Zeit unter den Nägeln brennt und der Magen knurrt. Nach einigen Metern queren wir das Flüsschen und pausieren unter einem Wegweiser: Eines der 3 Schilder zeigt nach rechts "Zum Ursprung" (der Partnach-Quelle), nach links gehe es "Zum Strand" (wohl dem Kiesstreifen an der Partnach gegenüber der Reintalangerhütte). Uns zieht es jedoch später "Zum Golfplatz", der etwas höher gelegenen, ausgedehnten, z.T. grasbewachsenen Ebene am Ende des Tals.


Ab Auf Anfang Felsensteig zur Knorrhütte

Wir betreten die Steinwüste
Aufstieg zur Knorrhütte
Ende der Autobahn, nach Querung des Golfplatzes geht's abrupt in steiles steiniges Gelände. Auch die Vegetation ändert sich dramatisch. Die Nadelbäume haben sich verabschiedet, bis zur Knorrhütte sind auch keine Latschen mehr zu finden.


Ab Auf Anfang 10:35 - 11:40 Knorrhütte

Knorrhütte
Musi auf der Knorrhütte
Exakt im Zeitplan und bereits in über 2000m Höhe legen wir hier am Rand des Zugspitzplatts eine ausgedehnte Pause ein. Beim Blick nach Süden ist der auf ungefähr gleicher Höhe gelegene Felseinschnitt zum Gatterl zu sehen, über welches man auf der österreichischen Seite des Wettersteinmassivs ins Tal nach Ehrwald gelangt. Das Traumwetter lässt uns weiterhin nicht im Stich. Wir braten in prallem Sonnenschein. Auch für eine zünftige Musi ist gesorgt. Julian genehmigt sich ein kurzes Nickerchen. Gestärkt machen wir uns dann auf in die Mondlandschaft.


Ab Auf Anfang 13:30 - 14:05 Zugspitzplatt am Sonn-Alpin

Anstieg zum Schneefernerhaus
Zwischen der Knorrhütte und dem Schneefernerhaus markieren 40 durchnumerierte, in regelmässigen Abständen stehende Stangen den Weg auch bei höherer Schneelage. Bei einer kalkulierten Gesamtzeit von 2 Stunden zu unserem nächsten Etappenziel sind das alle 30 Minuten 5 Stangen, die problemlos einzuhalten sind. Auf griffigem Untergrund geht es angenehm gleichmässig in die Höhe. Auf halber Strecke taucht etwas rechts vor uns die Stütze der Gipfelseilbahn am Horizont auf. Freundlicherweise hat sich eine ältere Dame bereit erklärt, von uns Gruppenphotos mit unserem Ziel im Hintergrund aufzunehmen. Sie erzählt, jedes Jahr den Weg hier hoch zu steigen - reife Leistung.


Geröllfeld - Blick auf die Zugspitze - Rechts der Bergstation das Gipfelkreuz
In der Nähe des Sonn-Alpin, der Talstation der Gletscherbahn und Bergstation der Zahnradbahn, wird die letzte Rast vor dem Gipfelsturm eingelegt. Das kühl metallverkleidete Schneefernerhaus liegt gespenstisch einsam und verlassen am Hang. Mir kommen Assoziationen an das Kubrick'sche "Shining"-Hotel. Wir beobachten, wie sich andere den als nächstes anstehenden, kräfteraubenden Schotterhang hochquälen, bevor wir dann endlich selbst die letzten 300m in Angriff nehmen. Nun wird es auch Zeit, von den bis hierher sehr angenehmen Slicks auf Profiliertes zu wechseln. Während ich mich in meine Bergstiefel zwänge und die Turnschuhe wegpacke, gehen Helga und Julian bereits vor. Ich hechle in der schon sehr dünnen Luft hinterher. Später wird es mich nicht verwundern, dass sich meine mittlerweile kaum mehr gefüllten, hier oben zuletzt geöffneten Plastikflaschen im Tal bei höherem Luftdruck auf das halbe Volumen zusammenziehen.


Ab Auf Anfang Vom Platt nach ganz oben

Stöcke weg und los gehts auf den letzten Klettersteig
Klettersteig
Münchner Haus
Zunächst steht "rutschender Geröllhang" auf dem Plan. Einerseits zehrt die Steigung an sich schon an den Kräften, andererseits ist man verkrampft bemüht, sich mit seinen Fortbewegungsmitteln gleichmässig auf den Murmeln abzustützen, um nicht abzurutschen und den letzten Schritt nochmals geniessen zu dürfen. Dank der Stöcke geht's dann doch einigermassen zügig aufwärts.

Nach Verstauen der beim vorausgehenden Kapitel sehr nützlichen Gehhilfen begeben wir uns auf den zum Gipfel führenden Klettersteig. Da ich alles andere als schwindelfrei bin, freue ich mich trotz der technisch nicht schwierigen Strecke sehr über die an allen ausgesetzteren Stellen durchgehend angebrachten Sicherungsseile. Bei einem Blick vom zur Gipfelanlage führenden Grat nach links in die Tiefe sind unterhalb der österreichischen Zugspitzbahn Bergsteiger auf der steilen Direttissima zu erkennen - nichts für mich.


Ab Auf Anfang 15:40 Das ist ja der Gipfel

Die letzten Meter
Gipfelkreuz
Dann sind's nur noch wenige Meter über eine Metalltreppe zum Münchner Haus. Dass der Applaus einer kleinen oben stehenden Gruppe uns gilt, nehmen wir einmal an.

Am Münchner Haus vorbei queren wir die Plattform der Gipfelbebauung. Auf der gegenüber liegenden Seite, von welcher man auch zum Höllental absteigen würde, erreichen wir über eine kurze Felsenleiter das Gipfelkreuz. Es ist geschafft!

Zur ausgiebigen Brotzeit lassen wir uns anschliessend vor dem Münchner Haus bei einer kühlen Mass an einem Tisch mit einer Gruppe Japaner nieder - die Zivilisation hat uns endgültig wieder.

Dann ist Eile geboten, um die letzte Seilbahn zum Zugspitzplatt zu erreichen, ich wollte unbedingt Zahnradbahn fahren. Um 16:45 Uhr legen wir vom Gipfel ab. Aus der Gondel blicken wir nochmals auf den rechts des Sonn-Alpin gelegenen traurigen Rest des Schneefernergletschers. Um 17:00 Uhr rauscht der letzte Stachelzug vom Bahnhof Zugspitzplatt ins Tal, nach einem kurzen Halt am Eibsee geht es weiter zur Endstation in Grainau, von wo wir abgeholt werden.


... und wieder ein Eintrag im privaten Gipfelbuch.

Auf Anfang


Copyright © Christian Danner, 2002.


Homepage: www.danner-net.de
EMail: zs02@danner-net.de